Geburtsbericht – Unsere fast perfekte Geburt im Krankenhaus in Norwegen
Lange habe ich überlegt, ob ich einen Geburtsbericht schreibe oder nicht. Letztendlich habe ich mich dafür entschieden. Selbst habe ich viele Geburtsberichte während meiner Schwangerschaft durchgelesen und meine perfekte Geburt visualisiert. Mir hat das Lesen von Geburtsberichten sehr geholfen zu verstehen, was auf mich zukommen kann und mich auf alles Mögliche vorzubereiten. Letztendlich ist alles genauso gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe. In diesem Beitrag erzähle ich dir über meine fast perfekte Geburt in Norwegen.
In meinen anderen Beiträgen kannst du mehr über meine Schwangerschaft unsere Pläne und wie ich mit dem Thema Fehlgeburt umgehe lesen.
Warum wir uns für eine Geburt im Krankenhaus entschieden haben.
In Düsseldorf haben wir uns ein sehr schönes Geburtshaus ganz in der Nähe unserer damaligen Wohnung angesehen. Es war ruhig gelegen und gemütlich eingerichtet. Einfach perfekt für uns. Sehr lange waren wir uns allerdings nicht sicher, ob wir oder wann wir, nach Norwegen ziehen. Als es dann plötzlich ganz schnell ging und wir den Zuschlag für das Haus bekamen, habe ich mich von dem Gedanken einer Geburt im Geburtshaus verabschiedet.
Eine Geburt zuhause kam für mich nicht in Frage. Zumindest nicht in einem neuen Land und weit vom nächsten Krankenhaus entfernt. Darum sollte es eine Geburt im Krankenhaus werden.
In Norwegen wohnen wir etwa 20 Minuten von der nächsten Stadt entfernt. Das Krankenhaus ist nicht so schön, wie das Geburtshaus in Düsseldorf aber vollkommen ausreichend. Vorab anmelden, wünsche äußern, Papierkram ausfüllen, mussten wir nicht. Die Ärztin, die mich das erste Mal untersucht hat, meinte nur, wir sollen uns melden, wenn die Wehen einsetzen. Alles ganz entspannt.
Etwa zwei Monate vor dem errechneten Geburtstermin haben wir also unseren Umzug hinter uns gebracht und ich konnte die restliche Schwangerschaft so richtig genießen und mich mental auf meine zweite Geburt vorbereiten.
Endspurt, die letzten Wochen vor der Geburt.
Ich habe mich viel mit diesem Thema auseinandergesetzt. Viele Bücher gelesen und Übungen gemacht um das Becken zu dehnen und dem Baby zu helfen in die richtige Position zu rutschen. Etwa einen Monat vor dem Geburtstermin hatte ich schon leichte Kontraktionen, sogenannte Übungswehen. Zwei Wochen vor dem Geburtstermin habe ich vor dem Schlafengehen meine Riesenkugel mit Ut-Öl massiert.
Für eine möglichst unkomplizierte und schnelle Geburt habe ich mich viel bewegt und waren wir täglich in den Bergen und Wäldern Norwegens unterwegs. Das Wetter war fantastisch diesen Sommer. Mir ging es im letzten Schwangerschaftsdrittel sehr gut.
Fünf Tage, bevor unser Sommerbaby das Licht der Welt erblickte, haben wir noch Minigolf gespielt. Vier Tage vorher hatten wir ein letztes Date zu zweit. Und drei Tage vor der Geburt, die über 800 Stufen der Skisprungschanze in Lillehammer bestiegen. Treppensteigen soll ja wehenfördernd sein. Und so war es auch.
Und dann ging es ganz schnell.
An einem Mittwoch, mitten in den Sommerferien, haben wir gemütlich auf der Terrasse bei Sonnenschein gefrühstückt. Ich habe geduscht und während der Dusche kam mir auch schon der Schleimpfropf entgegen. Ich habe meinem Freund die frohe Botschaft mitgeteilt. Es geht bestimmt bald los. Endlich! In den nächsten Tagen ist es bestimmt so weit, meinte ich noch.
Doch so lange mussten wir nicht warten. Schon eine halbe Stunde später ist die Fruchtblase geplatzt und die erste leichte Wehe kam direkt im Anschluss. Es war etwa kurz vor 13:00 Uhr und sechs Tage vor dem errechneten Geburtstermin.
Wir machen uns fertig, schnappten die Kliniktasche und setzten uns ins Auto. Schnell noch ein letztes Babybauchfoto geschossen. Die Wehen kommen jetzt etwa alle sieben bis 10 Minuten.
Etwa um 14:00 Uhr kommen wir im Krankenhaus an. Eine Beleghebamme begrüßt uns und schließt mich für 20 Minuten an das CTG an. Sie meint, vielleicht können wir ja wieder nach Haus fahren und später wiederkommen. Doch nein, wir dürfen bleiben. Während ich an dem Gerät angeschlossen bin, muss ich schon einige Male aufstehen und die Wehen veratmen.
Wir checken in unserem großzügigen Geburtszimmer mit Bergblick ein. Eine Schwester bringt mir ein Nachthemd, damit ich mich umziehen kann. Mein Freund holt die Kliniktasche aus dem Auto. Kaum ist er weg, geht es auch schon richtig los. Mittlerweile war es 15:00 Uhr und die Wehen kommen im zwei-Minuten-Takt. Ich laufe im Zimmer auf und ab und während der Wehen stütze ich mich an einem Stuhl oder dem Bett ab und versuche sie zu veratmen. Zu dem Zeitpunkt tut es schon ganz schön weh.
Schichtwechsel.
Bevor unsere Hebamme nach Hause geht, prüft sie den Muttermund. Vier Zentimeter ist er um 16:00 Uhr bereits geöffnet. Ich rechne mit unserem Baby irgendwann in der Nacht und kämpfe mich von einer Wehe zur nächsten. Mein Freund massiert mir den Nacken und stützt mich. Das hat mir in dem Moment sehr geholfen.
Unsere neue Hebamme begrüßt uns und ich bekomme einen Gymnastikball, auf dem ich mein Becken kreise. Genau so, wie ich es die letzten Wochen zu Hause auch gemacht habe. Das tut mir sehr gut, denn ins Bett legen kann und will ich mich nicht. Wenn ich erstmal liege, werde ich bestimmt nicht mehr aufstehen können und blieb darum lieber in der aufrechten Position.
An der Wand entdecke ich Lachgas und unsere Hebamme zeigt mir, wie es geht. Mit dem Lachgas lassen sich die Schmerzen einigermaßen aushalten und die nächsten 20 Minuten überbrücken, bis die Badewanne für uns bereit ist.
Während der ganzen Zeit bin ich mit meinem Freund meist alleine. Unsere Hebamme ist aber immer in Reichweite, falls wir fragen haben oder Hilfe brauchen.
Etwa um 16:30 liege ich schon in der Wanne im warmen Wasser und es ist einfach wunderbar. Mein Freund sitzt hinter mir und massierte mir weiterhin den Rücken und redet mir gut zu.
Wir haben eine elektrische Duftlampe mit einem Geburtsöl dabei, welche im gesamten Raum angenehmen Duft versprüht. Ich kann mich ein wenig zwischen den Wehen entspannen und dann merke ich auch schon, dass sich der Schmerz ändert.
Wir bekommen ein Baby.
Die ersten Presswehen setzten ein und es geht los.
Mit jeder Wehe kämpfte sich unser Sonnenschein in Richtung Ausgang. Und nach jeder Wehe kontrollierte eine weitere Hebamme den Herzschlag unseres Babys. Alles ist im grünen Bereich.
Die Schmerzen sind weiterhin unerträglich und ich habe das Gefühl mein Körper zerreißt. Ich möchte unser Baby endlich einfach in den Armen halten, und ob ich reiße oder nicht, ist mir in dem Moment so ziemlich egal. Unser Baby soll endlich raus und der Schmerz endlich aufhören.
Eine kurze Zeit später kann ich den kleinen Kopf unserer Maus mit den Händen berühren und zwei oder drei weitere Wehen später flutscht unser Baby auch schon raus ins warme Wasser. Es ist 17:14 Uhr.
Die Hebamme hebt unser zuckersüßes Mädchen hinauf direkt in meine Arme. Ich kuschele sie an meine Brust und bin einfach nur überglücklich und erleichtert.
Unsere ersten Momente zu dritt.
Es ist ein unbeschreiblich schönes Gefühl das kleine Wunder, welches ich so lange unter meinem Herzen getragen habe endlich in meinen Armen zu halten. Ihr kleines Gesichtchen zu sehen und ihre großen, neugierigen Augen. Sie ist einfach perfekt. Ein perfekter kleiner Mensch, der mich mit großen Augen mustert.
Wir schauen uns an und ist um mich geschehen. Liebe auf den ersten Blick pur. Auch mein Freund ist natürlich überglücklich und sichtlich erleichtert. Er bedankt sich bei den Hebammen für den super Job, den sie geleistet haben. Viel mussten sie zum Glück nicht machen. Ich bin unglaublich stolz auf uns, dass wir das so gut hinbekommen haben.
Etwas später wird auch schon die Plazenta geboren. Wir warten, bis die Nabelschnur nicht mehr pulsiert, bevor der stolze Papa sie durchschneiden kann. Wir steigen aus der Wanne und kuschelten uns zusammen in das Bett im Geburtszimmer. Mein Baby ist die ganze Zeit über an meiner Brust.
Ich spüre ihren zarten, weichen Körper jetzt auf meiner Haut und beobachte ihre noch langsamen, astronautischen Bewegungen. So süß! Es ist um uns geschehen.
Nachdem mich die Hebamme wieder zusammengenäht hat, haben wir ganz viel Zeit für uns, alleine, zu dritt. Zeit zum Kennenlernen, anlegen, ankommen, zu kraft kommen, etwas essen und auf unser Glück anstoßen. Die Hebammen und Schwestern gratulieren uns und bringen alkoholfreien Sekt mit einer Fahne. Erst gefühlt einige Stunden später wird unser Sonnenschein gewogen, gemessen und untersucht.
Am nächsten Morgen verlassen wir das Krankenhaus zu dritt und der große Bruder darf endlich seine kleine Schwester kennenlernen. Er ist sehr vorsichtig und traut sich noch nicht so recht die kleine Maus auf den Arm zu nehmen.
Nachtrag: Ein Jahr später kann ich aber bestätigen, dass Erik der Weltbeste große Bruder geworden ist. Die Beiden sind ein Herz und eine Seele, trotz 12 Jahre Altersunterschied.
Komplikationen nach der Geburt
Es liest sich alles perfekt, doch eine kleine Komplikation gab es leider trotzdem. Vier Wochen nach der Geburt habe ich plötzlich sehr starke Blutungen. Ein Stück Plazenta ist noch in der Gebärmutter geblieben und musste operativ entfernt werden. Darum war die Geburt nur fast perfekt. Nach einer Nacht war der Spuck aber auch schon erledigt und ich konnte nach Hause.
Gute Planung ist alles.
Ansonsten sind wir sehr glücklich, wie alles gelaufen ist. Bei meinen Vorbereitungen habe ich viele schöne aber auch weniger schöne Geburtsberichte gelesen und mich oft mit meinem Freund darüber unterhalten, was wir möchten und nicht möchten. Das hat auch ihm geholfen, mich besser während der Geburt zu unterstützen. Er hat praktisch einen großen Teil der Kommunikation mit den Hebammen im Krankenhaus übernommen und mich soweit es ging abgeschirmt, damit ich mich auf unser Baby und die Wehen konzentrieren konnte.
Und jetzt du! Hast du auch Kinder? Wie war es bei dir?
Nicole
Meine Geburtsberichte würden nur 5 Zeilen in Anspruch nehmen ? Beide Babys sind quasi rausgeflutscht. Vom ersten Zimperlein bis zum Baby im Arm halten waren es 2,5 Stunden. Bei der Kleinen habe ich es so gerade eben noch in den Kreißsaal geschaft, 3 Wehen später war sie da ❤
Levartworldblog
Das ist ja echt ein Traum! Schön, wenn alles so schnell und reibungslos funktioniert ? Vielen lieben Dank für deinen Kommentar.
Tina
Huhu!
Das liest sich so schön:-)
Ich freue mich für euch, dass die Geburt so unkompliziert war.
Meine 7 Geburten waren alle unterschiedlich. Würde den Rahmen sprengen wenn ich ausführlich von jeder Berichte….aber 2 Babys habe ich auch im Wasser bekommen. Wunderbar!
Levartworldblog
Vielen lieben Dank! Wie schön! ?
Naami
Ich hatte 3 Kaiserschnitte. Der erste war ein Notkaiserschnitt.. nach 23 Stunden Wehen war der Muttermund trotz wehenfördernden Mittel immernoch bei nur 2cm, plötzlich war alles voller Blut und die Herztöne vom Baby waren weg… später hat man festgestellt das die Plazenta komplett vereitert war und sich deswegen vorzeitig abgelöst hat, des weiteren hat man festgestellt das mein Becken zu eng ist für eine normale Geburt und somit waren die anderen beiden geplant
Levartworldblog
Oh je, das tut mir leid zu lesen. Aber Hauptsache ist, den Kids geht es gut 🙂 Vielen Dank, dass du deine Erfahrung hier teilst. 🙂 Liebe Grüße Alexandra
Lari86
Schön,dass die Geburt FAST perfekt war. ??
Meine erste Geburt endete im Kaiserschnitt wg.Geburtsstillstand nach 24Std.Wehen
Die zweite Geburt war spontan und eigentlich eine “Blümchengeburt“. Somit bin ich sehr versöhnt mit beiden Entbindungen und natürlich mit den Resultaten ???
Alles Liebe für dich und deine Familie!!
Eleonore
Ich habe zwei Kinder in Norwegen bekommen. Ach beide im Krankenhaus und besonders die letzte der beiden Geburten war komplett nach meinen Wünschen. Ausser, dass sie nicht von alleine losging. Ich hatte mich sehr wohl im Krankenhaus angemeldet und Wünsche schriftlich hinterlassen. Daran wurde sich zu 100% gehalten. Beide Geburten waren sehr schnell. Das Nähen hinterher hat länger gedauert 🙂
Mandy
Es ist sehr interessant von dir/euch zu lesen. Wir haben drei Kinder (der Große wird im Sommer 5, der Mittlere im März 3 und unsere kleine Maus wurde im Oktober 1 Jahr). Alle drei Geburten waren unterschiedlich, aber zum Glück problemlos 🙂
Wir sind momentan am Überlegen, von Deutschland nach Norwegen auszuwandern – eine einfache Entscheidung ist es nicht…Aber das weißt du ja sicherlich. Mein Mann und ich haben uns vor 11 Jahren in Oslo kennengelernt – wir haben beide schon dort gelebt.
Ich wünsche Euch vieren ein wundervolles Weihnachtfest als “komplette” Familie und ein wundervolles Jahr 2019.
Alles Gute, Mandy
Levartworldblog
Ach, wie spannend. Ja, das ist in der Tat keine leichte Entscheidung, meist wegen den Kindern. Ich wünsche euch eine tolle Weihnachtszeit!