Nachhaltiges Reisen mit dem Bulli – Mit dem T4 unterwegs in Europa
(Gastbeitrag Alina und Simon) Nachhaltiges Reisen mit dem Auto. Ist diese These ökologisch eigentlich vertretbar? Nachhaltigkeit ist ohnehin ein großes Wort. Die alles entscheidende Frage in diesem Zusammenhang ist zweifellos, wo Nachhaltigkeit anfängt und wo sie aufhört. Ein Bericht in Zeiten von Greta Thunberg, einer sich anbahnenden Klimakatastrophe und den Dieselskandalen großer Konzerne.
Die Vorstellung, mit den ersten Sonnenstrahlen des Jahres in den Bulli zu steigen und erst wiederzukommen, wenn der erste Frost die Nächte erreicht, klingt nach dem Hippie-Traum schlechthin. Doch ist das romantische, aufregende, abenteuerliche und ursprüngliche Leben auf engstem Raum auch ökologisch wertvoll? In diesem Beitrag berichten wir, wie nachhaltig das Reisen mit dem Bulli sein kann und was Nachhaltigkeit in diesem Zusammenhang für uns bedeutet.
Wie nachhaltig ist Reisen mit dem Auto?
Eine schwierige Frage. Der Definition nach ist Auto fahren mit Verbrennungsmotor grundsätzlich erst einmal nicht zukunftsfähig. Denn Nachhaltigkeit bedeutet, Ressourcen so zu nutzen, dass die natürliche Regenerationsfähigkeit der beteiligten Systeme weiterhin gewährleistet wird. Da haben wir nun den Salat: Erdöl wächst nicht nach. Das ist Fakt.
Trotzdem denken wir, dass gerade in unserer Gesellschaft dieses Thema noch etwas differenzierter betrachtet werden muss. Auf der Grundlage der oben genannten Definition drehen wir uns definitiv im Kreis, denn die meisten Ressourcen auf unserem Planeten sind ebenfalls endlich. So richtig nachhaltig wäre daher wohl nur die Fernreise mit einem Segelschiff aus Holz oder die Wiedereinführung von Kutschen.
Es gilt daher auch etwas abzuwägen. Ein Zug, der mit CO2 neutralem Strom unterwegs ist, fährt ohne Zweifel nachhaltiger als jedes Auto. Die Reise per Flugzeug von Düsseldorf mit dem Airbus A380 nach New York und zurück würde das klimaverträgliche Jahresbudget an CO2 Emissionen einer einzelnen Person dagegen sofort sprengen.
Streng genommen sind verschiedene Verhaltensweisen oder bestimmte Produkte also lediglich nachhaltiger als andere. Wir müssen daher versuchen Schritt für Schritt neue Lösungen zu finden, um uns so zukunftsorientiert wie möglich zu verhalten, den CO2 Abdruck zu senken und unseren Teil dazu beizutragen, diesen schönen Planeten besser zu behandeln.
Wie klappt das mit dem Bulli?
Wir haben in erster Instanz wegen des kleineren Übels auf einen Benziner gesetzt, den wir mit der grünen Plakette auch in der Stadt bewegen dürfen. Für uns bedeutet Bulli fahren aber auch ausschließlich Reisen und Urlaub machen. Im Alltag nutzen wir Fahrrad oder Bahn. Unser roter Freund hat bereits 25 Jahre auf dem Buckel, wird immer wieder repariert und am Leben gehalten und rollte schon fast 300.000 km über die Straßen dieser Welt. Die CO2 Bilanz der Herstellung ist damit wenigstens ausgeglichen.
Um die Emissionen während der Fahrt zu verringern, hilft es außerdem zu versuchen, den Bulli möglichst sparsam zu bewegen. Auf der Autobahn fahren wir deshalb selten schneller als 100 km/h. Auch frühe Gangwechsel und wenig Ballast tragen zu einem geringeren Spritverbrauch bei. Wir planen daher minimalistisch und überlegen immer genau, was wir wirklich brauchen.
Generell ist Camping an sich schon ein sehr umweltverträgliches Urlaubs- und Freizeitkonzept. Nirgendwo sonst bist du mehr mit der Natur verbunden, als mitten in einem kleinen Pinienwäldchen, am Ufer eines skandinavischen Sees oder einer verlassenen Bucht an der Atlantikküste. Als Camper lässt es sich zudem überaus ressourcenschonend leben. Hier einige Beispiele dafür:
- Durch die Abgeschiedenheit entsteht automatisch ein wahnsinnig geringer Wasserverbrauch. Beim Abwasch des Geschirrs, dem Waschen von Wäsche und sonstigen wasserverbrauchenden Aktivitäten, wird auf jeden Tropfen geachtet.
- Der benötigte Strom wird aus Batterien entnommen, die automatisch während der Fahrt aufgeladen werden oder bei einigen Caravans sogar durch unabhängige Solarmodule gespeist werden.
- Da ohnehin meistens der Sommer die Zeit für Campingurlaube ist, entfallen Heizkosten.
- Durch Wohnen auf geringem Raum ist das Platzangebot begrenzt. Lebensmittel sind daher immer genau auf den jeweiligen Bedarf zugeschnitten und Verschwendung wird automatisch vermieden.
- Für einen Platz im Freien muss nichts bebaut oder keine Wälder gerodet werden.
Nachhaltiges Verhalten auf Reisen
Zu nachhaltigem Urlaub gehören für uns allerdings nicht nur die grundlegenden Dinge, sondern auch eine aufrichtige und faire Verhaltensweise. Für unsere Trips nutzen wir beispielsweise gerne Apps wie Park4Night, die mit ihrer riesigen aktiven Community leider Fluch und Segen zugleich sind. Mithilfe der App lassen sich zwar bezaubernde Orte zum Übernachten finden, andererseits führen die Einträge auch tausende Freiheitssuchende zu diesen Spots.
Das führt wiederum sehr oft zu Problemen mit Müll und Umweltverschmutzung. Es gibt daher einiges mehr, was während der Reise unternommen werden kann, um diese schönen Flecken zu bewahren. Das Wildcampen inmitten unberührter Ökosysteme bringt daher auch eine gewisse Verantwortung mit sich. Unsere Prinzipien und Tipps dazu stellen wir in den folgenden Punkten kurz vor.
1. Müllvermeidung
Der einfachste und effektivste Weg Müll zu vermeiden ist logischerweise keinen zu produzieren. Das bedeutet für uns unverpackte Lebensmittel einzupacken und beispielsweise auf wiederverwendbare Dinge, wie nachhaltige Trinkflaschen oder Akku-Lampen zurückzugreifen.
Dennoch lassen sich Abfälle nicht immer ganz vermeiden, die bedauerlicherweise von einigen Unbelehrbaren auch manchmal in der Natur landen. Wir handeln daher nach der Devise, den Übernachtungsplatz immer sauberer zu verlassen, als wir ihn vorgefunden haben. Dazu gehört dann auch, den Müll anderer einzusammeln und zu entsorgen.
2. Abwasser & Dusche
Viele Camper nutzen die gleichen Hygienemittel wie zuhause auch. Was schon für Kläranlagen nicht besonders toll ist, verträgt die Natur umso weniger. Konkrete Beispiele dafür sind Duschgel, Spül- oder Waschmittel. Hier gilt es deshalb die Abwässer entweder aufzufangen und vernünftig zu entsorgen oder sich spezielle Outdoor-Lösungen dafür zu besorgen. Auch Kernseife ohne Palmöl ist zum Beispiel ein echter Alleskönner, der praktisch für alle Belange verwendet werden kann. Aus dem alten Hausmittel wird daher bei uns für die Reise, sowie für die Waschmaschine zuhause, Waschmittel selbst hergestellt.
3. Respekt vor Natur & Anwohner
Im Urlaub lässt man sich es meistens gut gehen. Man gönnt sich Dinge, die man sich im Alltag eventuell verkneifen würde. Oft werden dabei allerdings moralische Grundsätze etwas vernachlässigt. Ganz nach dem Motto, Urlaub ist nur einmal im Jahr. Wir versuchen daher auf unseren Reisen, den Geldbeutel lieber zu schonen und weniger zu konsumieren.
See the Dolphins Touren sind zwar aufregend, für Tier und Umwelt jedoch nicht zu verantworten. Ein prominentes Beispiel in diesem Zusammenhang und zur Verdeutlichung der Thematik ist Venedig. Würden die erheblichen Touristenmassen die Stadt und deren Einwohner mit Respekt behandeln, könnte Venedig definitiv positiver in die Zukunft blicken. Aktuell wird die Lagune jedoch mit riesigen Kreuzfahrtschiffen nahezu überrollt, ohne die verheerenden Auswirkungen auf Stadt und Einwohner zu berücksichtigen.
Gerade beim Wildcampen ist es umso wichtiger, die Umwelt und das Lebensumfeld der Anwohner zu respektieren und mit Ihnen in Kontakt zu treten. Häufig ist beim Campen in der Wildnis nicht die Polizei das Problem, sondern Einheimische, die sich durch Urlauber mit Wohnmobilen und Bussen gestört fühlen. In dieser Hinsicht sollte man daher etwas sensibel eingestellt sein und sich nicht wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen verhalten.
Unser Fazit
Alles in allem ist es mit dem Bulli durchaus möglich bewusst zu reisen. Wir haben uns für die Zukunft außerdem vorgenommen, die Umweltverträglichkeit weiter zu optimieren, indem wir unsere Reisen mit atmosfair.de kompensieren. Mit einer Spende für Umweltschutzprojekte im Verhältnis zum verursachten CO2 Ausstoß lässt sich dem Fußabdruck, den die Reise trotz allen Maßnahmen unstrittig hinterlässt, zumindest entgegenwirken. Unterwegs zu sein mit einem alten und verdienten Bulli, kommt daher in Sachen Nachhaltigkeit wohl irgendwo nach Wandern, Radurlaub und Interrail Ticket.
Als Paar hängen wir oft wochenlang auf engstem Raum zusammen. Reisen ist herausfordernd und hält permanent Überraschungen parat. Die ständige Suche nach neuen Übernachtungsmöglichkeiten ist anstrengend. Umso mehr können wir dann die Zweisamkeit an abgelegenen Orten genießen. Ein Tag im Bulli ist oft geprägt von unzähligen unterschiedlichen Emotionen. Auch hieraus entstehen Verbindungen, die sich in einer Partnerschaft nachhaltig auszahlen.
Reisen ist unser höchstes Gut, um Menschen anderer Kulturen und die Welt besser kennenzulernen, Zusammenhänge zu verstehen und Verbindungen zu schaffen. Andere Länder zu bereisen ist deshalb überaus wichtig. Auch, um gerade innerhalb Europas Verbundenheit zu bewahren und fremdenfeindlichen Populisten keine Chance zu geben. Denn nichts ist nachhaltiger als Frieden und Zusammenhalt. Reisen und der Kontakt zu anderen Kulturkreisen leisten einen wesentlichen Beitrag dazu.
Über Purelimon
Wir sind Alina & Simon, wohnen in Düsseldorf und beschäftigen uns auf purelimon.de mit einem nachhaltigen Lebensstil, schreiben über unsere Reisen und zeigen, wie kreativ und abwechslungsreich die vegane Küche ist. Generell genießen wir es in der Natur zu sein, fotografieren gerne und setzen uns mit dem Thema Nachhaltigkeit und Minimalismus auseinander. Von April bis Oktober sind wir mit unserem roten VW Bulli samt Fahrrädern auf den Straßen und schönen Orten dieser Welt unterwegs!
Tipps iim Urlaub in Kroatien mit Kindern, Sardinien mit Kindern, Naturerlebnisse in Holland, schöne Orte für den Urlaub in Deutschland mit Kindern und nachhaltige Reiseziele in Deutschland findest du auf meinem Familien Reiseblog.
Roli Heinzer
Schönfärberei!
Ein modernes Flugzeug braucht 3 Liter Kerosin auf 100 km pro Sitz und brwegt sich mit ca 850 km/h. Euer Bulli braucht 7 bis 8 Liter auf 100 km.
Ich komme schneller weiter und produziere weniger CO2. Punkt. Die eeltweite Fliegerei ist für 3% der CO2 Emissionen verantwortlich.
Heizen, Kühlen, Klimaanlagen, Auto- und Lastwagenverkehr, Rinderzucht (Methan)
alle sind schädlicher. Ja selbst Kochen produziert mehr CO2, da welltweit mehr wie 75% mit fossiler Energie kochen: Holz, Kohle, Gas, Pertol, elektrisch mit Strom aus fossilen Quellen.
Geniesst das Reisen solange der Bulli nicht verboten wird, ja es ist toll unabhängig unterwegs zu sein!
Wir brauchen eine neue Wirtschaft, die auf einem totalen Kreislauf besteht. Benzin aus Algen und Ethanol aus Pflanzen. Elektrizität aus alternativen Quellen: Wasser, Sonne, Geothermie, Hezeiten (Ebbe-Flut) Ja und als Zwischenlösung brauchen wir Atomstrom, um uns Zeit zu verschaffen umzustellen auf Nullenergiewohnungen, Produkte die rezyklierbar sind, Biotreibstoffe für Logistik, Elektrofahrzeuge für den Stadt- und Kurzverkehr.
Dafür haben wir höchstens 15 bis 20 Jahre Zeit!
Packen wir es an und fährt mit dem Bulli bis er zusammenbricht, aber kämpft für CO2 Einsparungen wo es einschenkt!
Simon
Hey Roli, danke für deinen Kommentar und deine Gedanken dazu. Ich denke, der Artikel hat nichts mit Schönfärberei zu tun, denn in erster Linie dreht es sich um Nachhaltigkeit. Im Text haben wir deshalb versucht zu bewerten wie sich das Reisen mit dem Bulli darauf auswirkt. Auch ich bin der Meinung, wie schon im Text geschrieben, dass Autofahren nicht besonders nachhaltig ist. Individualreisen sind immer doof. Fliegen, Kreuzfahrten und All-Inklusive Urlaube mehr oder weniger allerdings auch. Die Frage ist für mich deshalb, was man daraus macht und wie man sich in sonstigen Alltagsfragen und den Umständen entsprechend verhält. Ansonsten teile ich deine Meinung: Packen wir es an und versuchen den Lauf der Dinge schnell in die richtige Richtung zu beeinflussen 🙂 Ganz liebe Grüße, Simon